Die Geburtsstunde einer Glocke

Stellen Sie sich einmal vor, das tägliche Leben würde nicht vom vertrauten Klang unserer Kirchglocken begleitet werden! Der regelmäßige Wechsel der Stunden und auch besondere Geschehnisse wie Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten müssten stumm an uns vorüberziehen. In Berthelsdorf gaben seit jeher drei Bronzeglocken von all jenem Kunde, was die Gemeinde bewegte. Als Folge des 2. Weltkrieges mussten die zwei größeren Glocken abgeliefert werden, da sie zur Gewinnung von Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden. Seit den 50er Jahren komplettieren zwei Glocken aus Eisenhartguss das Trio.

Doch wie wir wissen, ist nichts Irdisches für die Ewigkeit! Getragen von dem Bestreben nach einer harmonischen Klangqualität und der höheren Lebensdauer entschied sich unser Kirchenvorstand bereits vor 10 Jahren dazu, das ursprüngliche Ensemble aus reinen Bronzeglocken wieder ertönen zu lassen.

Am 27. Juni 2014 trat ich gemeinsam vierzehn Gemeindeglieder, mein Mann und ich die Fahrt in die Glockengießerei nach Lauchhammer an, um exakt zur ersten Stunde der Mittagszeit das Gießen der großen Glocken mitzuerleben. Pfarrer Taesler stimmte uns alle mit einer zu Herzen gehenden Andacht auf den denkwürdigen Moment ein. Als ob die Glocke keine Verspätung zu dulden schien, betraten wir pünktlich 13:00 Uhr die Halle und mit den Worten des Meisters: "In Gottes Namen – wir gießen!" breitete sich das auf 1.150°C erhitzte Metall in der bereitstehenden Form aus. Ähnlich wie beim Kuchenbacken schloss sich nun das Abkühlen des Werkes an. Eine Woche geduldeten wir uns in gespannter Erwartung, ob der Guss gelungen war. Doch die Traditionsgießerei Lauchhammer hatte all ihre Erfahrung und ihr ganzen Können aufgebracht und schickte zwei wohlgelungene Glocken auf die Reise nach Berthelsdorf.

Im Rahmen unseres Kirchgemeindefestes am Sonntag, den 13. Juli 2014, wollen wir die feierliche Weihe der Glocken begehen und hoffen darauf, dass sie ab Oktober weit über unsere Gemeinde hinaus zu hören sein werden.